Balsam fuer die Seele

Da schleppt man sich genervt spaet abends nach 13 stuendiger Busfahrt inklusive 4 mal Umsteigen bei 30 Grad durch die wuseligen Strassen, beladen mit 2 Taschen und einem 20 kg schweren Rucksack. Bahnt sich muehsam seinen Weg durch ein Labyrinth aus zigtausend Essensstaenden, an denen Chinesen, Inder, Malayen und Indonesier in grossen Pfannen Laksa, Roti, Koey Teow, Wan Tan Mie etc. brutzeln, und damit die Temperatur um weitere 10 Grad anheizen. Versucht dabei von den vorbeirasenden Moppeds nicht umgemaeht zu werden und bleibt mir dem Flip Flop in einem der Loecher im Asphalt haengen. Und ist es nicht wunderbar? Als man gerade einen nicht jugendfreien Fluch raushauen will, hoert man seinen Namen und blickt in ein lachendes Gesicht mit strahlenden grau gruenen Augen. „Stef! Cant believe it! How good to see you again!“ Und bevor man so richtig rafft, wie einem geschieht, wird man freudig umarmt und gedrueckt und geherzt und gedrueckt. „Wow! How much you good in your bag??? Crazy! Come, have a seat!“ Mein guter alter Freund Damian! Ein belgischer Hippie, der seit 3 Jahren um die Welt tingelt und auf den Strassen seinen Hand gemachten Schmuck verkauft. Eine Freude! Aber sorry, muss erstmal duschen und mir die 52 Grad Clesius heisse Schicht thailaendischer bad spirits vom Koerper spuelen. „Ok, but see you later tonight then!“ Und keine 10 Meter weiter hoert man erneut seinen Namen und blickt in ein lachendes Gesicht mit strahlenden dunkelbraunen Augen. „Stefanie! I knew you were gonna be back!! Come, have a seat!“ und wird erneut geherzt und umarmt und gedrueckt und geherzt. Mein guter alter Freund Yazid aus Algerien, der 2 Jahre lang mit den Tuareg in der algerischen Wueste gelebt hat und nun, fernab von der Heimat, mehr oder weniger erfolgreich an seiner Architektenkarriere feilt. Eine Freude! Aber sorry, muss erstmal duschen und mir die 52 Grad Celsius heisse Schicht hedonistischen Abschaum vom Koerper spuelen. „Ok, but see you later tonight then!“

Und da checkt man wenige Minuten spaeter in der alten verruchten Billigabsteige namens „75 Travellers Lodge“ ein, und der alte doesende Chinese hinter dem Empfangstresen macht einen ueberraschten Luftsprung und ruft freudig:“Stef! You are back again! 102? Same room as last time?” und ueberschuettet einen mit aufgeregten Fragen, wie es einem ergangen ist. Und als man gerade denkt: jetzt fehlen nur noch die Frutarians, um dein Glueck perfekt zu machen, erhaelt man eine Facebook Nachricht von Donnie (der sich uebrigens gerade von einem Motorradcrash in Aceh erholt, der gluecklicher Weise glimpflig ausgegangen ist, weil er in einem weichen matschigen Reisfeld gelandet ist), der sein baldiges Erscheinen ankuendigt. Seelig schlafe ich ein. Auf der alten harten Matratze, unter dem stetigen Summen des rasselnden Deckenventilators.

Am naechsten Morgen begruessen einen die Menschen auf der Strasse mit einem herzlichen Laecheln, wie es mir in den letzten 3 thailaendischen Wochen nicht ein einziges Mal begegnet ist, und bruellen: EY!!! GOOD MORNIG GOOD MORNING!!!“ und die dicke obdachlose Lady an der Ecke winkt froehlich herueber. Waehrend ich meinen morgendlichen Kaffee geniesse und den Elefantenfuss des Rikschafahrers vor mir beaeuge, erklaert mir der Thai zu meiner Rechten die Strukturen der russischen Mafia in Phuket.

Und nein, ich bin nicht zurueck in Bukit Lawang. Ich befinde mich in Penang, einer weiteren kleinen Perle auf unserem grossen, anonymen Planeten und denke: Always worth giving it a second try!